Neueste Erkenntnisse der Virologen diese Woche belegen: Das Coronavirus wird uns noch sehr lange gesellschaftlich beeinflussen. Eine kleine Lockerung ist zwar in Sicht, aber wirklich entspannen wird das die Gastronomie nicht. Machen wir uns da auch nichts vor. Solange es keine Impfung oder eine sogenannte Herdenimmunität in Deutschland und Europa gibt, wird es Einschränkungen geben. Und zwar weiterhin massive. Die Gastronomie wird sich nicht nur ändern, sie muss dies radikal – und zwar schnell und nachhaltig.
Durchaus ist vieles „Kaffeesatzleserei“. Man wünscht sich natürlich nichts Sehnlicheres, dass alles sehr schnell wieder „normal“ wird und wir uneingeschränkt unser Leben genießen können. Bewertet man aber die neuesten Aussagen der politisch Verantwortlichen, erkennt man schon, mit was die Gastronomie noch konfrontiert werden wird. Daher müssen jetzt Überlegungen über die anstehenden Maßnahmen und Umsetzungen vor Ort anstehen:
Ohne strikte Einhaltung der Hygienevorgaben wird es nicht wiedereröffnet. Nicht nur die strikte Einhaltung der Hygienevorschriften bei den eigenen Mitarbeitern werden sehr intensive Überwachungen unterliegen. Auch die hinreichende Hygiene der Gäste muss bei Betreten eines Restaurants gewährleistet werden. Weniger zum Schutz der anwesenden Gäste als vielmehr auch des eigenen Personals. Das kann von Desinfektionsspendern am Eingang bis hin zu Temperaturkontrollen am Empfang sein. Ohne ausreichende Schutzvorkehrungen werden keine Türen eines Restaurants wieder aufgehen.
Machen wir uns auch da nichts vor: Während KassiererInnen sich hinter Plexiglas schützen, Bäckereien Stuhlreihen für den Mindestabstand vor den Theken aufstellen und Metzgereien Abstandsstreifen vor und im Laden aufkleben, sollen Servicekräfte plötzlich das Essen direkt an den Tisch bringen? Nie und nimmer. Höchstens in Vollschutz mit FFP2 Masken. Sofern Gäste wieder ins Restaurant gehen dürfen, wird es auch hier nur möglich sein, wenn der Gast sich selbst – mit entsprechenden Abstand – das Essen aus einem Ausgabepunkt abholt. Ob dies dann aber noch das richtige „Restaurantfeeling“ für den Gast sein wird sei dahingestellt.
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So langsam ist die Schockstarre bei den Gastronomen vorbei und die „Vertriebswege“ werden endlich den aktuellen Möglichkeiten angepasst. Der Schlüssel zum Erfolg in diesen Tagen heißt „Auslieferung“. Klar ist aber auch, dass es für den ein oder anderen Gastronomen völliges Neuland bedeutet. War so mancher doch einfach nie so richtig gezwungen, sich Gedanken darüber zu machen. Nun merkt man plötzlich aber auch, dass man irgendwie hinterherhinkt. Das Essen „sucht“ sich - gerade in der jetzigen Zeit - seine Gäste und nicht mehr umgekehrt. Die sozialen Einschränkten und die Bequemlichkeit der Gäste erfordern ein strukturelles Umdenken im zukünftigen Restaurantbusiness. Auslieferungen und Vor-Ort-Abholungen werden in kommender Zeit unverzichtbar und wesentlicher Bestandteil der betrieblichen Tätigkeit. Das Inhouse Geschäft wird auf unabsehbarer Zeit wegbrechen.
Dass all diese Neuerungen adhoc nicht so einfach in einen jahrelangen erfolgreichen Restaurantbetrieb umsetzbar sind, ist auch völlig klar. Vielerorts werden nun die betrieblichen Hürden eines Delivery-Vertriebs sehr schnell offenkundig. Ganz zu schweigen, wie man dadurch nun auch ausreichend Bestellungen generieren kann. Es kostet sehr viel Zeit. Zudem einiges an (oftmals nicht mehr vorhandenem) Geld, der breiten Masse nun sein neues Auslieferungsangebot auch bekannt zu machen.
Was dabei aber fatal ist, ist die gerade stattfindende Forderung nach Abschaffung der Grundgebühren bei entsprechenden Anbietern. Dies darf nicht zur weiteren Schockstarre führen. Natürlich können im ersten Moment die Service- und Umsatzpauschalen namhafter Bestellportal abschreckend sein. Aber warum man gerade jetzt und es vor allem trotzdem machen sollte, ergeben sich aus fünf Gründen:
Nutzt man die bekanntesten Auslieferungsportal, wie z.B. Lieferando.de , hat man mit den Branchenführer gleich eine extrem hohe Anzahl und Reichweite an potentiellen Bestellern. Oftmals mehr, als bei seinen eigenen Stammkunden. Versucht man mit eigenen Mitteln (SEO-Ranking, Social-Media-Werbung) dies unabhängig von Dienstleistern zu erreichen, muss man ein Vielfaches der zuvor kritisierten Gebühren investieren. Doch wer kann dies im Augenblick? Und diese Reichweitenmöglichkeit muss auch honoriert werden. Mit Abschaffung oder Forderung nach Erlass verschwindet auch eine der letzten Chancen, auf relativ einfachen Wegen Umsatz für seinen Restaurantbetrieb zu generieren.
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